Entdeckungsreise

Der Kontrast ist schon etwas krass und so braucht es einige Zeit, bis wir in den Modus für Stadturlaub wechseln. Einerseits ist es schön, mal nicht 6 h Rackern zu müssen um das Tagesziel zu erreichen. Andererseits schlafen wir schlecht bis gar nicht. Das Hotelzimmer ist einfach zu stickig und laut.

Man kommt in einer neuen Stadt ja oft an den Topsehenswürdigkeiten nicht vorbei. Da diese in der Summe einzeln teurer sind, wie mit der Oslocard kaufen wir diese mit der Gültigkeit von einem Tag, um das Fram-, das Kon-Tiki- und das Wikingermuseum zu besuchen. Da das Munchmuseum abends lange offen hat, springt dieses noch als Zugabe heraus.

Das Frammuseum ist zurecht die Nummer eins in der Besucherstatistik. Man kann dort viel lernen, über die Geschichte der Polexpeditionen und auch über den Zusammenhang zum Entstehen des Nationalstaates Norwegen. Es braucht schon viel Zeit auch nur einen Bruchteil der angebotenen Information auf vielen Schautafeln und Bildschirmen zu erfassen. Dafür entlohnt die Fram selbst, das stärkste je aus Holz gebaute Expeditionsschiff, mit dem Nansen und Amundsen und andere Abenteurer berühmte Expeditionen unternommen haben, das in einem tollen Zustand eindrucksvoll präsentatiert wird. Speziell im Vergleich zur Gjøa dem Vorgängerschiff wirkt die Fram extrem großzügig. Ein langer Flur vor der Fram zeigt wie viele Nationen am Wettlauf zu den Polen teilnahmen und wie viele Verluste es gab. Ehrlich gesagt wussten wir nicht, dass der Nordpol nachweisbar erst 1968 von einer Gruppe unter Führung eines Amerikaners namens Ralph Plaisted auf dem Landweg erreicht wurde.

Geplättet vom Fram Museum, fanden wir im Kon-Tiki Museum eine ebenso detaillierte Ausstellung vor, die man vermutlich besser nicht am selben Tag besuchen sollte 😉 Thor Hyerdhal’s Idee, der Besiedelung Polynesiens von Südamerika aus, mag beeindrucken, zumal damals alle Experten anderer Auffassung waren. Die Art wie er seine Expeditionen vorbereitete sind allerdings eher fragwürdig und man gewinnt den Eindruck, dass viel Glück im Spiel war. Viele seiner Crew haben weiter das Abenteuer gesucht und oft ein frühes Ende gefunden. Heute weiß man, dass die polynesische Bevölkerung Erbgut aus Südamerika und Asien besitzt, was auf eine Besiedelung von beiden Seiten aus hinweist.

Im Munch Museum gab es ein Wiedersehen mit den vielen Bildern von Munch selbst, die wir allesamt schon in der Schirn gesehen hatten, welche aber nicht präsent geblieben waren. Man fragt sich warum ausgerechnet der Schrei das bekannteste Bild Munch’s ist, da Vampire, Madonna oder Ashes doch die viel beeindruckenderen Arbeiten zu sein scheinen.

Leider konnten wir die Wikingerschiffe nicht ansehen. Das Museum wird renoviert. Wir waren aber im Wikinger Planet, einem Museum, das Wikingergeschichte und -leben versucht mit digitalen Mitteln anschaulich zu machen. Virtual Reality Technologie macht es möglich auf einem Wikingerschiff einen Angriff mitzurudern, der genau in dem Augenblick stoppt, als einer der siegreichen Verteidiger mit seinem Schwert nach uns ausholt. Auch hier konnte man viel lernen. Unter anderem wie oft Wikingerkönige auf dem Thron von England saßen und wie groß das Wikingerreich einmal war.

Zum Glück hatten wir es damit erst mal geschafft und konnten uns in der Stadt treiben lassen. Dabei gab es viel Graffiti und auch beeindruckende Outdoor-Fotografie zu entdecken. Die Geburtstage geben Gelegenheit, für Verlangsamung und faule Tage, die wir sehr genießen.

Am Sonntag stehen wir lange vor dem Parlamentsgebäude und horchen den fremden Worten der viel zu kleinen ukrainischen Demonstration zu.

Auch wenn wir nur einen Bruchteil von Oslo erkunden konnten sind wir froh, dass der Tag der Abreise da ist.

Für den absoluten Tipp das Dach der Oper, am Abend bei Sonne zu besuchen sind wir sehr dankbar. Das ist wirklich ein magischer Ort!

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